Das Medium der Ausstellung ist für Künstler/innen wie für Kunsthistoriker/innen gleichermaßen wichtig für die Präsentation ihrer Arbeit. Dieses Kapitel ermöglicht den Einblick in die Einrichtung derselben, in Jurysitzungen und kuratorische Arbeit. Ausstellungen bieten aber auch einen angenehmen Rahmen für Gespräche oder Selbstinszenierungen.
Im Nachlass von Adolf Hartmann haben sich ein paar Aufnahmen erhalten, die die Jury-Sitzungen bei den Münchner Großen Kunstausstellungen im Haus der Kunst vorstellen. Anders als heute sitzen die Künstler inmitten der Ausstellungsräume am Kaffeetisch. Der Bestand des Malers Herbert Spangenberg enthält zwei Fotografien der Jury des Deutschen Künstlerbundes in Hamburg, auf denen sich namhafte Künstler zur Auswahl von Kunstwerken zusammengefunden haben. Ebenfalls aus den frühen 1950er Jahren stammt die Aufnahme aus dem Nachlass von Georg Meistermann. Sie zeigt die Diskussion einer Gruppe von Künstlern um den Vermittler Eberhard Seel in der Kölner Galerie „Der Spiegel“.
Während man auf den soeben genannten Fotos keine Kunstwerke sieht, zeigt die Aufnahme der beiden Künstler Bernard Schultze und Emil Schumacher beim Einrichten einer Wiesbadener Ausstellung die noch nicht gehängten Werke, die an der Wand lehnen. Schumacher beugt sich mit prüfendem Blick zu ihnen herunter, während Schultze fast unbeteiligt im Kittel daneben steht.
Ausstellungen bieten auch immer Raum für Gespräche. In einigen Nachlässen haben sich Fotos erhalten, die vermutlich anlässlich von Ausstellungseröffnungen entstanden sind. Man sieht sehr häufig Künstler, die sich mit Kunsthistorikern unterhalten, wie Heinz Trökes und Jan Bontjes van Beek mit Will Grohmann in Berlin, Otto Greis in der Frankfurter Galerie Appel oder Georg Meistermann und Karl Hofer mit Edwin Redslob in Hamburg. Auffallend häufig – und heute undenkbar – rauchen sie in den Ausstellungsräumen, etwa Alfred Hentzen mit Pfeife im Gespräch mit Max Ernst.
Manche Fotografien vermitteln anschaulich das Anliegen der Künstler/innen, Teil ihrer Ausstellungsinstallation zu sein. So sieht man beispielsweise Bernard Schultze mit nacktem Oberkörper und erhobenen Armen, über denen eines seiner Raum-einnehmenden Objekte emporwächst, oder seine Frau Ursula Schultze-Bluhm, die inmitten des von ihr gestalteten "Ursula-Pelz-Haus" sitzt, ein Environment im Museum Folkwang in Essen. Auch auf dem Bild der „Science Fashion Exhibition" in der Avant Art Galerie Casa in München scheinen die Grenzen zwischen Künstlern, Modellen und Werken zu verschwimmen.