Kann man gleichzeitig Künstler und Soldat sein? Einige Fotografien aus dem Deutschen Kunstarchiv künden von dieser Doppelidentität. Es ist bekannt, dass sich viele Künstler als Patrioten bereit erklärten, zur Verteidigung des Vaterlandes Dienst im Ersten Weltkrieg zu leisten, ohne zuvor eine militärische Grundausbildung absolviert zu haben. So fanden sie sich schnell inmitten eines grausamen Krieges, einige von ihnen fielen.
Wenige Aufnahmen, die sich erhalten haben, entstanden direkt im Schützengraben. Eine Postkarte zeigt Otto Dix mit seinen Kameraden, die sich für ein Gruppenbild in Pose rücken, ein ähnliches Foto existiert von Otto Meister mit seinen Kameraden. Rudolf Tillmetz findet Zeit für die Reinigung seiner Kleider, doch die hinter ihm ansichtige Kanone kündet von den Schrecken des Krieges.
Andere Fotos wurden während des Fronturlaubs gemacht. Toni Stadler ist zurück in München, denn man sieht im Hintergrund die Bavaria, Gustav Wolf hat es sich auf einer Récamière bequem gemacht und Franz Marc trifft in einem Biergarten seine Frau Maria. Alle tragen weiterhin ihre Uniform, so dass sie als Soldaten kenntlich bleiben.
Manche Künstler gingen ins Fotostudio, um sich in Uniform ablichten zu lassen. Vermutlich schickten sie die dort entstandenen Aufnahmen an ihre Angehörigen. Der junge Manfred Henninger, der sich freiwillig gemeldet hatte, schaut ernst in die Kamera des Tübinger Fotografen Eugen Rühle. Auch Jan Oeltjen hat eine entschlossene Miene für sein Foto aufgesetzt, das in Colmar entstand. Und die Aufnahme von Carl Buchheister, der bereits mit dem Verdienstkreuz ausgestattet wurde, transportiert ebenfalls Entschlossenheit.
Viele Aufnahmen sind arrangierte Gruppenbilder von Soldaten, darunter Künstler wie Karl Arnold, Günther Grassmann, Gustav Wolf oder Otto Dix. Ein Gruppenbild der Krankensammelstelle in Ostende hält sogar mehrere Künstler fest, die jeweils mit einem Bestand im Deutschen Kunstarchiv vertreten sind: Otto Herbig, Erich Heckel und Anton Kerschbaumer, eventuell sogar Max Kaus, die alle als Sanitäter im Einsatz waren.
Es haben sich auch ein paar Fotografien aus dem Zweiten Weltkrieg erhalten, unter anderem von Künstlern, die zum zweiten Mal an die Front gingen. Die Aufnahme von Paula und Otto Meister im Atelier ist besonders kurios, zeigt sie doch nicht nur den Künstler in Uniform, sondern gleichzeitig großformatige Gemälde von Soldaten, die er als Kriegsmaler fertigte.