Graul, Richard
1862-1944, Kunsthistoriker, Sohn von Georg Gustav Graul und Ernestine Graul, Ehemann von Margarethe Graul, Vater von Margot Graul, Vater von Ilse Graul, Vater von Heinz Graul, Schwager von Johann Vincenz Cissarz
Biografie
Richard Graul wurde 1862 als Sohn eines Tapetenmusterzeichners und Fabrikanten in Leipzig geboren. Er absolvierte eine Buchhandelslehre in Frankfurt am Main, bevor er 1881 in das Frankfurter Atelier seines Vaters eintrat, wo er sich erstmals mit Kunstgewerbe beschäftigte. 1888 promovierte er in Zürich mit einer Dissertation über die Geschichte der dekorativen Skulptur in den Niederlanden während des 16. Jahrhunderts. Von 1889 bis 1892 war er Sekretär der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien und daneben bis 1894 Redakteur ihrer Zeitschrift "Die graphischen Künste". 1892 begann er als Volontär in der Skulpturensammlung und der Gemäldegalerie der Berliner königlichen Museen. Dort bekam er 1894 eine Assistenzstelle an der Nationalgalerie und arbeitete 1896 am Kunstgewerbemuseum bei Julius Lessing. 1896 verließ Graul Berlin und ging an das Leipziger Kunstgewerbemuseum, dessen Direktor er von 1896 bis 1929 war. Seit 1924 stand er auch dem Museum der bildenden Künste Leipzig vor. 1920 gründete er die Grassimesse, eine von der Leipziger Messe unabhängige Verkaufsmesse. Sie fand in den Räumen des Museums zur gleichen Zeit wie die Frühjahrs- und Herbstmesse statt. Graul initiierte den Bau des Neuen Grassimuseums, wo die Messe ab 1926 stattfand. Graul war Mitglied in mehreren Gremien des Museumswesens, u. a. der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft Berlin, des Deutschen Werkbundes und der sächsischen Landesstelle für Kunstgewerbe in Dresden. Außerdem war er Begründer und langjähriger Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Kunstgewerbemuseums in Leipzig, wo er 1944 starb.