Wie zeigen sich Künstler/innen und Kunstwissenschaftler/innen im Privaten? Auf den Fotografien des Deutschen Kunstarchivs sieht man sie auffallend häufig lesend, so zum Beispiel Adolph Menzel, der im Stehen in sein Buch vertieft ist, Max Klinger, der sich lässig zur Seite lehnt und sein Buch demonstrativ vor sich aufgeschlagen hat, oder Marta Worringer, die für den Fotografen nicht von ihrer Lektüre aufblickt. Alle inszenieren sich damit – ob bewusst oder unbewusst – als Intellektuelle.
Häufig existieren auch Aufnahmen in den Nachlässen, die die Künstler/innen beim Teetrinken darstellen, so etwa das Ehepaar Muthesius in seinem Salon, Franz Marc an einem Tisch mit auffallend dekorativer Tischdecke oder die beiden Künstlerinnen Grete Hoffmann und Hedwig Trumm-Witzel in gepflegten Reformkleidern, die sich von einer dritten Person bedienen lassen.
Erstaunlich oft spielen auf den privaten Aufnahmen der Künstler/innen ihre Haustiere eine herausgehobene Rolle. So zeigen sich die Künstler mit ihren Hunden, wie etwa Franz Marc, Charles Crodel oder Käthe Kruse. Lovis Corinth lässt sich mit seiner Katze ablichten und Ernst Wilhelm Nay sogar mit seinem Wellensittich, der ihm auf der Schulter sitzt.
Die meisten Fotografien stammen von unbekannter Hand und wurden vermutlich von Familienangehörigen gefertigt. Es gibt aber auch professionelle Aufnahmen, wie beispielsweise das Foto des lesenden Max Klinger, arrangiert vom anerkannten Leipziger Hoffotografen Nicola Perscheid. Darstellen ließen sie sich fast alle in ordentlichen Anzügen oder Kleidern. Man findet kaum jemanden, der sich in legerer Kleidung zeigt, wie beispielsweise der Galerist Ludwig Gutbier, der auf einer Aufnahme mit Lederhose zu sehen ist.
Häufig sind auch die Details des Wohnambientes von besonderem Interesse. Man kann sehen, welche Bilder an der Wand hängen, mit welchen Möbeln die Wohnungen eingerichtet oder mit welchen Accessoires sie ausgestattet waren. Vor allem die überbordenden Innenräume der Jahrhundertwende laden zum Entdecken ein, etwa die Einrichtung bei Anna Muthesius oder des Karikaturisten Karl Arnold.